Herbstduft liegt in der Luft. Die kalten Winde berichten von bunten Wäldern und weißen Gipfeln, die Bäume flüstern von Eis und Stille. In einem letzten Aufbäumen gegen die bevorstehende Blässe des Winters kleiden sich die Blumen ein letztes Mal in ihre edelsten Kleider und recken ihre zarten Köpfe den sanften Sonnenstrahlen entgegen. Es ist ein letztes tiefes Luftholen, bevor sie der Hauch des ersten Frosts erstarren lässt und Eisblumen ihren Platz einnehmen.
Der Sommer tauscht seinen grünen Mantel gegen sein rot-goldenes Festtagsgewand und beginnt in majästätischen Schritten seinen Auszug aus den hiesigen Landen und macht sich auf den Weg in südlichere Gefilde. Die Wälder verabschieden den Sommerkönig mit einem Feuerwerk aus bunten Blättern, die in ihrem ersten und letzten Tanz Pirouetten drehend zu Boden kreisen, und dem Sommerkönig den edlen Teppich aus rotem Laub ausrollen.
Das ganze Land wartet, in einen Schleier aus blassem Dunst gehüllt, der sich zwischen Himmel und Erde geschoben hat. Das blasse Licht verleiht der Welt einen Hauch von Mystik und Verklärtheit. Der tiefe Herzschlag der Erde pulsiert im Inneren, der Atem der Welt wird ruhig und gleichmäßig. Alles kehrt sich nach Innen, sucht Zuflucht in der eigenen Wärme und Kraft, während die kalten Winde den Vormarsch des Winters verkünden…
Ich lausche dem Atem der Wälder, dem Rascheln des Laubs, das von meinen Schritten aufgewirbelt wird und um mich herum tanzt, dem leisen Flüstern der Wälder. Ich sauge den modrigen Geruch feuchter Blätter in mich auf, den Geruch von Ruhe und Verfall. Ich beobachte das Spiel der Blätter im Wind, ihren Kampf gegen die erbarmungslosen Finger des Windes, der nicht eher von ihnen ablässt, bis er auch das letzte Blatt vom Zweig gerissen hat. Ich sehe zu, wie sie sich schließlich seinen Armen anvertrauen und sanft und schwerelos zu Boden tanzen. Mein Blick wandert über das weite Meer aus leuchtenden Blättern, die von der goldenen Abendsonne in Brand gesteckt werden und ich lächle, weil ich weiß, dass die Welt nur in einen süßen Schlaf verfällt, aus dem sie im Frühjahr frisch und erholt aufwachen wird…
Also freue ich mich auf einen bunten Herbst, auf beißende Winde und Regenspaziergänge, den ersten Schnee und eine Tasse Tee am warmen Kamin. Es hat einfach keinen Sinn, sich die ganze Zeit nach dem Sommer zu sehnen, er ist vorüber, ehe man überhaupt richtig zur Kenntnis genommen hat, dass er bereits begonnen hat. Und auch Herbst und Winter haben ihre unvergleichlich schönen, einzigartigen Seiten, denen man gebührende Aufmerksamkeit und Dankbarkeit entgegen bringen muss 🙂