Es ist Herbst. Der kalte Wind singt davon und die Blätter, die sich dieses Jahr mit ihren Festtagsfarben etwas zurückhalten, flüstern von der dunklen Zeit, Kälte, Rückzug. Die verklärenden Sonnenstrahlen lassen die Bäume auflodern, verwandeln Braun in glühendes Lava. Die diesige Luft verleiht dem Bild einen unwirklichen, verschleierten Hauch. Die Wand zwischen den Welten scheint dünn zu werden, ein Schimmer Anderswelt leuchtet durch den Dunst hindurch. Die Welt riecht nach Verfall, nach sterbenden Blättern, nach Ruhe. Ich liebe diesen Frieden, den der Herbst hereinträgt. Ich liebe den modrigen Duft, die kalten Winde, sogar den Wolkenverhangenen Himmel, denn die Welt zwingt einen zu sich selbst zurück. Das Außen gibt so wenig Nahrung in dieser Zeit, das man die Quelle der Kraft in sich selbst suchen muss, irgendwo im tiefsten Inneren vergraben, manchmal fast vergessen. Bei Wärme und Sonnenschein übersieht man das taube, kalte Gefühl im Inneren oft. Zuviel Ablenkung, zuviel trügerischer Schein. Der Herbst ist ehrlich…
Es geht mir gut, irgendwie…meine Stimmung hat sich dem Herbst angepasst. Melancholie und Sehnsucht sind meine Wegbegleiter und ich genieße es, sie an meiner Seite zu habe, Es wäre so schön, nicht allein zu sein, seufzt die Sehnsucht und blickt wehmütig in die Ferne Richtung Berge. Ich stimme ihr mit einem traurigen Lächeln zu. Das Bett ist kalt, mir fehlt die Nähe, die Wärme, das Feuer. Ob ich wohl jemals wieder lieben werde? flüstert die Melancholie mit ihrer süßen, schwermütigen Stimme. Mein Herz krampft sich zusammen bei ihren Worten. Ihre Frage klingt in meinen Ohren nach und legt sich wie eine Decke aus weichen Tränen auf meine Seele. Nie wieder lieben…ich weiß dass das Blödsinn ist, ich weiß, dass ich wieder lieben werde, mich wieder verlieben werde, mich wieder verlieren werde. Aber nicht jetzt, jetzt ist Herbst. Gemeinsam allein gehe ich mit meinen alten Freundinnen Seite an Seite durch die Oktoberlandschaft. Wir genießen das Schweigen, die Stille. Jedes Bild geht ins Herz, jeder Duft in die Seele und ich bin zufrieden. Denn ich fühle die Sehnsucht und die Melacholie an meiner Seite, ich lebe und ich liebe, allein aber zufrieden. Denn auch Herbst und Winter gehören in meine Welt und die Schönheit in der Melancholie zu sehen, war mir schon immer zu eigen. Zeit für mich, Zeit in mich zu gehen, Zeit um wieder zu mir zu kommen. Jetzt ist Herbst 🙂