Er öffnet ihr die Türe und sie treten ein. Sie steuert den kleinen Tisch in der Ecke an, ihre Absätze klackern auf dem roten Boden. Sein Blick schweift durch den Raum während sie ihren schwarzen Mantel auszieht. Es zischt, als die Flamme am Streichholz hochzüngelt und seine Zigarrette entzündet. Er nimmt einen tiefen Zug und sie reden über das Lokal, die Leute, das Wetter…ein seltsames Gefühl hier zu zweit zu sein. Sie ist ein bisschen unsicher, hat Angst vor der Stille, fehlenden Worten, doch sie verbirgt es hinter einem Lächeln. Er ist ein guter Erzähler, sie hätte ihn den ganzen Abend lang alleine reden lassen können, es hätte keinen von beiden gestört. Das Bier kommt, langsam entspannt sie sich. Sie genießt es, in seine blauen Augen zu blicken, während er spricht. Seine Huskyaugen funkeln, als er eifrig von seinen Erlebnissen berichtet, sie versucht hinter die eisblaue Spiegelfläche zu blicken, doch sie verliert sich in den Seelenblicken. Wolfsaugen hat er, die ihr Herz durchbohren, ein fester Blick, ein fesselnder Blick. Sie hängt an seinen feingeschnittenen Lippen, seinem schelmischen Lächeln, das die Mundwinkel umspielt. Sie reden, die lachen, fast so, als würden sie sich kennen. Auch er hat sich in ihren Augen verfangen, heftet seinen Blick fest an ihren, doch sie hält ihm Stand. Er weiß, dass er mit ihr nicht kämpfen muss, es wäre ein sinnloser Kampf, denn beide sind sie Krieger, jeder auf seine Art. Sie sind sich nahe, gar nicht mal so unähnlich, aber sie halten Abstand, bleiben auf Distanz. Sie genießt es, mit ihm alleine zu sein, wenn seine ganze Aufmerksamkeit ihr gilt, sie muss ihn nicht teilen. Er sieht sie an und versucht in ihr zu lesen, er versteht sie nicht. Er ist gern mit ihr alleine, dann ist sie nicht so still wie sonst, nicht so beherrscht. Er fragt sich, welchen Käfig sie oft mit sich herumträgt, was ihr ihre Sprache raubt, das Selbstbewusstsein nimmt…
Sie reden lange, über Wichtiges und Unwichtiges, über Filme, über Freunde, über Beziehungen, beide sind sie verblüfft von ihren Wortschwällen, sie hätte nicht gedacht, dass man mit ihm ernsthaft reden könnte. Die Zeiger wandern weiter über das weiße Ziffernblatt, der Abend nähert sich dem Ende. Sie zahlen, beide getrennt, und machen sich gemeinsam auf dem Weg zum Bahnhof. Er ist kleiner als sie, wie sie da mit ihren Stiefeln neben ihm her stolziert. Der schwarze Ledermantel ist auffällig, lässt ihre Bewegungen geschmeidig erscheinen, wie die einer schwarzen Katze, eines Panthers, der durch die Nacht schleicht. Er trotzt dem kalten Wind mit sommerlicher Kleidung, und man sieht ihm seine Kraft an, die körperliche und die geistige. Sie fühlt sich wohl an seiner Seite, am richtigen Ort… Letzte Worte gewechselt über den Abend, dann verabschieden sie sich mit einem einfachen „Bis dann“, keine Umarmung, keine Wangenküsse, das brauchen sie nicht. Sie halten Abstand, nicht etwa aus Angst, oder Schüchternheit, sondern aus Respekt voreinander.
Dann dreht sich der Wolf um und auch die Katze entschwindet wieder in der dunklen Nacht. Jeder geht seiner Wege und das nächtliche Treffen bleibt ein Geheimnis, geborgen von zwei Augenpaaren…
Eine seltene Beziehung – doch Respekt ist der Anfang von … vielem 😉 Schöne Geschichte!
Selten und seltsam, aber spannend 😉
Bei unserer Beziehung geht es auch nicht um herumflatternde Schmetterlinge…komische Bekanntschaft, aber irgendwie..wichtig 🙂
Die Schmetterlinge könnten noch verpuppt sein 😉
Wer weiß, was sich noch so alles in einer Puppe befinden könnte^^ bleibt wohl bloß abzuwarten, ich habe zur Zeit ohnehin keine Lust mehr auf das ewige Suchen 😉
Respekt und Freiheit.
Das gefällt mir. Darauf lässt sich ein Beziehung aufbauen.
Ah! Du meinst, was ist mit der Liebe?
Liebe hat viele Fascetten. 🙂
Liebe Johanna, es ist unglaublich schön in deine Welt einzutauchen. Danke 🙂
Oh, das freut mich sehr zu hören,immer gern geschehen!!
Ganz liebe Grüße 🙂